Diabetes mellitus Typ 2 - alles, was Sie über die chronische Krankheit wissen sollten

- Wie entsteht Typ-2-Diabetes?
- Was ist der Unterschied zwischen Prädiabetes und Diabetes?
- Welche Blutwerte sind zur Diagnose wichtig?
- Welche Folgeerkrankungen drohen bei unbehandeltem Diabetes Typ 2?
- Ist Typ-2-Diabetes heilbar?
- Welche Symptome deuten auf Typ-2-Diabetes hin?
- Wie hoch sollte der HbA1c-Wert bei Diabetikern idealerweise sein?
- Was sagen Fachleute zu den Risiken von Typ-2-Diabetes?
- Wie oft sollte man Kontrolluntersuchungen durchführen lassen?
- Was passiert bei Unterzuckerung (Hypoglykämie)?
- Welche Medikamente kommen bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz?
- Was kann ich selbst tun, um mit Diabetes gut zu leben?
Wie entsteht die Diabetes Typ 2?
Wer bereits an Diabetes mellitus leidet - oder die Befürchtung hat, zu den für die Krankheit relevanten Risikogruppen zu gehören, möchte selbstverständlich unbedingt wissen, wie die Krankheit überhaupt entsteht. Das ist schnell erklärt - bei Diabetes mellitus ist die Funktion des lebenswichtigen Hormons Insulin gestört.
Gut zu wissen
Etwa 90 % aller Diabetesfälle sind Typ 2; oft hängen sie mit Übergewicht und einer ungesunden Ernährung zusammen
Es wird in den Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse gebildet. Nach der Nahrungsaufnahme schüttet der Körper das so hergestellte Insulin in den Blutkreislauf aus - es sorgt nun dafür, dass der “Zucker” aus Nahrung (in diesem Fall Glukose oder Dextrose) dorthin befördert wird, wo er benötigt wird (beispielsweise in die Muskeln, das Gehirn oder die Leber).
Der Zucker ist wichtig, um lebensnotwendige Energie bereitzustellen. Da das Insulin von Diabetikern nur noch unzureichend aufgenommen werden kann, bleibt es im Blutkreislauf, statt an die entsprechenden Stellen im Körper transportiert zu werden. Die sogenannte „Insulinresistenz”.
Die Bauchspeicheldrüse reagiert sofort, und stellt noch mehr Insulin her, um den Blutzuckerspiegel auszugleichen. Das hat jedoch Folgen - die Betazellen “erlahmen” und können mit der Zeit immer weniger des Hormons herstellen, sodass es zu einem “relativen” Insulinmangel kommt. Das Insulin, das die Zellen herstellen, reicht nicht mehr aus. Das Ergebnis - ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, der schwere Folgen haben kann.
Gut zu wissen
Diabetes Typ 2 entwickelt sich meist über Jahre schleichend. Häufig zeigen sich lange keine Beschwerden.
Die wichtigsten Blutwerte bei Diabetes
Ob jemand an Diabetes Typ 2 erkrankt ist oder sich bereits in einem Vorstadium befindet, lässt sich anhand bestimmter Blutwerte erkennen. Vor allem der Nüchternblutzucker und der sogenannte HbA1c-Wert geben wichtige Hinweise darauf, wie gut der Zuckerstoffwechsel funktioniert. Die folgende Tabelle zeigt, ab wann ein Risiko besteht – und welche Werte als auffällig gelten:
Blutwert | Normalbereich | Grenzwert für Prädiabetes | Grenzwert für Diabetes | Anmerkung zur Messung |
---|---|---|---|---|
Nüchternglukose | unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) | 100–125 mg/dl (5,6–6,9 mmol/l) | ab 126 mg/dl (7,0 mmol/l) | Blutabnahme morgens, mindestens 8 Stunden ohne Nahrung |
HbA1c (Langzeitwert) | unter 5,7 % | 5,7–6,4 % | ab 6,5 % | Gibt Rückblick auf den durchschnittlichen Blutzucker der letzten 8–12 Wochen |
Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) | unter 140 mg/dl (nach 2 Stunden) | 140–199 mg/dl | ab 200 mg/dl | Messung 2 Stunden nach Einnahme einer Zuckerlösung |
Gelegenheitsblutzucker | — | — | ab 200 mg/dl bei typischen Symptomen | Nur in Kombination mit Beschwerden wie starkem Durst oder Gewichtsverlust aussagekräftig |
Diabetes Typ 2 - die gefährlichen Folgen
Die Folgen eines zu lange oder dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels können verheerend sein.
Nachstehend finden Sie eine Tabelle, die die wichtigsten Folgeerkrankungen von dauerhaft erhöhtem Blutzucker bei Typ-2-Diabetes erläutert:
Folgeerkrankung | Typische Beschwerden | Vorbeugung / Früherkennung |
---|---|---|
Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Herzinfarkt, Schlaganfall | Blutdruck senken, Cholesterinwerte prüfen, regelmäßig bewegen |
Nervenstörungen (Neuropathie) | Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schmerzen v.a. in Füßen oder Händen | Gute Blutzuckereinstellung, regelmäßiger Fuß-Check |
Nierenerkrankungen (Nephropathie) | Wassereinlagerungen, Schaum im Urin, Müdigkeit, hoher Blutdruck | Jährliche Kontrolle von Kreatinin und Albumin im Urin |
Diabetischer Fuß | Druckstellen, schlecht heilende Wunden, Infektionen, schwarzes Gewebe | Tägliche Fußpflege, geeignetes Schuhwerk, Podologie, Arztbesuch |
Augenerkrankungen (Retinopathie) | Sehverschlechterung, verschwommenes Sehen, Erblindung | Jährlicher Augenarztbesuch mit Netzhautkontrolle |
Schlechte Durchblutung (periphere arterielle Verschlusskrankheit) | Kältegefühl, Schmerzen beim Gehen, schlecht heilende Wunden | Rauchen vermeiden, Bewegung fördern, regelmäßige Gefäßchecks |
Wichtig ist deshalb, dass die Erkrankung so schnell wie möglich fachärztlich “eingestellt” und medikamentös behandelt wird.
Sicherheitshinweis:
Ein jahrelang unerkannter Diabetes schädigt langfristig Herz, Nieren, Augen und Nerven. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (Blutdruck, Fuß-Check, Augenarzt) sind deshalb unverzichtbar – nur so lassen sich Spätfolgen rechtzeitig erkennen und behandeln.
Ist Diabetes Typ 2 heilbar?
Die erfreuliche Antwort: In vielen Fällen lässt sich die Krankheit durch gezielte Lebensstiländerung deutlich verbessern – manchmal sogar vollständig in Remission bringen.
Typ-2-Diabetes tritt häufig erst im mittleren oder höheren Lebensalter auf. Doch zunehmend erkranken auch junge Erwachsene – vor allem durch Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung. Diese Faktoren führen oft zu Übergewicht, das als einer der größten Risikofaktoren gilt.
Doch wie macht sich Typ-2-Diabetes überhaupt bemerkbar? Die Symptome entwickeln sich meist schleichend und werden deshalb oft übersehen. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
- Häufiges Wasserlassen
- Ständiger Durst oder Hunger
- Verschwommenes Sehen
- Anhaltende Müdigkeit
- Erhöhte Infektanfälligkeit
Auf den ersten Blick wirken diese Anzeichen wenig dramatisch – doch unbehandelt drohen schwerwiegende Folgeerkrankungen. Wie ernst Typ-2-Diabetes verläuft, hängt stark davon ab, wie früh und konsequent gehandelt wird.
Ein wichtiger Kontrollwert ist der sogenannte HbA1c – der sogenannte „Langzeitzucker“. Er gibt Aufschluss darüber, wie gut der Blutzucker in den letzten Wochen eingestellt war. Bei Gesunden liegt dieser Wert bei etwa 4 bis 6 Prozent. Bei Typ-2-Diabetes ist er oft deutlich erhöht – Werte über 8 Prozent gelten als problematisch. Ein Bereich zwischen 6,5 und 7,5 Prozent wird bei gut eingestellten jüngeren Patient:innen als Zielwert angesehen. Bei älteren Menschen kann ein etwas höherer Wert medizinisch vertretbar sein.
Diabetesspezialisten betonen die Risiken und die Chance der Prävention. Beispielsweise warnt Oberärztin Branka Zoric: „Das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, ist für Patienten mit Diabetes zwei- bis dreimal höher als bei Nicht-Diabetikern. Auch Amputationen, Sehstörungen, Nierenschädigungen und Sexualstörungen sind häufige Spätfolgen eines Diabetes“
Wichtig:
Achtung vor Unterzuckerungen (Hypoglykämien)! Sie können rasch zum Schwitzen, Zittern oder Bewusstseinsverlust führen. Unbehandelt endet eine schwere Unterzuckerung schlimmstenfalls tödlich. Tragen Sie daher stets schnell verfügbare Kohlenhydrate (Traubenzucker) bei sich.
Leitlinien für Diabetes Typ 2
Die offizielle “Leitlinie Diabetes Typ 2” sieht vor, dass die Grundlage der Diabetes Typ2-Behandlung eine Anpassung der Lebensführung - insbesondere auch im Hinblick auf Ernährung und Bewegung - sein muss. Die Überprüfung des Langzeitzuckerwertes muss dabei alle drei Monate erfolgen. Arzt und Patient entscheiden gemeinsam, welche medikamentösen Wirkstoffe dann - falls nötig - eingesetzt werden.
Also kann die Diabetes Typ 2 durch die richtige Lebensführung und in vielen Fällen auch mithilfe wirksamer Arzneimittel gut in den Griff bekommen werden. Zu den am häufigsten bei Diabetes mellitus verschriebenen Medikamenten gehören in erster Linie:
- Glucophage® Filmtabletten
- Metformin - 1 A Pharma® Filmtabletten
- Metformin Lich® Filmtabletten
- Siofor® Filmtabletten
Fazit
Diabetes Typ 2 muss nicht das Ende unbeschwerter Lebensqualität bedeuten. Mit dem richtigen Wissen, einer gesunden Lebensweise und enger Begleitung durch Fachärzte können Betroffene ihre Blutzuckerwerte kontrollieren und Spätfolgen vermeiden.
Jeder Schritt zählt: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gewichtskontrolle und die konsequente Einnahme verordneter Medikamente senken das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Komplikationen deutlich.
Suchen Sie sich zudem Unterstützung – Diabetes-Schulungen, Selbsthilfegruppen oder Beratungsangebote helfen beim Umgang mit der Erkrankung.
So bleibt der Alltag trotz Diabetes aktiv und erfüllend.
FAQ
Ist Diabetes mellitus ansteckend?
Nein, bei Diabetes mellitus handelt es sich nicht um eine Infektions-, sondern eine Stoffwechselkrankheit, die nicht übertragbar ist.
Muss Diabetes Typ 2 immer ärztlich behandelt werden?
Das ist auf jeden Fall zu empfehlen, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die unbehandelt immer schlimmer wird und schwere Schäden mit sich bringen kann. Auch sollte der Blutzuckerspiegel dauerhaft überwacht werden, unter anderem durch die Ermittlung des Langzeitzuckerwertes.
Ist Diabetes mellitus erblich bedingt?
Ja - tatsächlich zeigt die Krankheit einen hohen Vererbungsanteil, wobei nicht jede Diabetes Typ 2 Erkrankung vererbt ist. Oftmals ist ein ungesunder Lebensstil der Hauptgrund für die Entstehung der Krankheit.
Wie sieht die richtige Ernährung bei Diabetes Typ 2 aus?
Bei Diabetes Typ 2 empfiehlt es sich, große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden und vor allen ungezuckerte, unraffinierte Lebensmittel zu sich zunehmen. Vollkornprodukte, Nüsse und Rohkost und pflanzliches Eiweiß bilden hierbei eine gute Basis.
Allerdings ist es gerade bei übergewichtigen Diabetikern sinnvoll, auch gesunde Kohlenhydrate zumindest etwas zu reduzieren, um den Blutzucker besser zu kontrollieren und Gewicht zu verlieren.
Wie sieht der optimale Trainingsplan für Typ 2 Diabetiker aus?
Auch Bewegung kann den Blutzucker positiv beeinflussen. Als Mindestmaß an Bewegung gelten tägliche Spaziergänge, die die 30 Minuten nicht unterschreiten sollten. Im Idealfall können Sie nach individueller ärztlicher Absprache auch deutlich mehr Bewegung in Ihren Alltag einbauen.
Wie kann Typ-2-Diabetes verhindert oder rückgängig gemacht werden?
Ein aktiver Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und einem gesunden Körpergewicht kann das Risiko deutlich senken. Selbst bei bestehenden erhöhten Zuckerwerten (Prädiabetes) lässt sich die Erkrankung durch gezielte Veränderungen oft aufhalten oder sogar in den Normalbereich zurückführen – Fachleute sprechen dann von einer Remission.
Welche Rolle spielt Übergewicht und Bewegung bei Typ-2-Diabetes?
Übergewicht – insbesondere Bauchfett – beeinflusst die Insulinempfindlichkeit der Zellen negativ. Bewegung hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern verbessert direkt die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Muskulatur. Schon kleine Veränderungen, wie tägliche Spaziergänge oder Treppensteigen, können den Stoffwechsel spürbar entlasten.
Kann man einen Typ-2-Diabetes heilen oder nur managen?
Typ-2-Diabetes gilt als chronische Erkrankung – er kann also nicht im klassischen Sinne geheilt werden. Aber: Mit konsequentem Lebensstilwandel kann er sich zurückbilden. Wenn keine Medikamente mehr nötig sind und die Blutzuckerwerte dauerhaft im Zielbereich bleiben, spricht man von Remission. Das gelingt aber nur, wenn die Veränderungen dauerhaft beibehalten werden.
Ab welchen Blutzuckerwerten spricht man von Diabetes oder Prädiabetes?
Ein Nüchternblutzucker von 100–125 mg/dl gilt als Hinweis auf Prädiabetes, ab 126 mg/dl liegt Diabetes vor. Beim HbA1c-Wert liegt der Bereich zwischen 5,7 und 6,4 % im Vorstadium, ab 6,5 % spricht man von manifestem Diabetes. Entscheidend ist dabei oft die Kombination verschiedener Tests – und eine ärztliche Bewertung.
Wie beeinflusst Typ-2-Diabetes die Stimmung und Konzentration?
Stark schwankende oder dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit und die psychische Verfassung auswirken. Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen kommen nicht selten vor. Auch die Belastung durch den Umgang mit der Erkrankung kann emotional herausfordernd sein.
Wie oft sollte ich bei Diabetes zur Kontrolle zum Arzt gehen?
In der Regel sollten Menschen mit Diabetes alle drei Monate zum Hausarzt oder Diabetologen gehen. Dabei wird unter anderem der HbA1c-Wert überprüft. Zusätzlich sind jährliche Kontrollen beim Augenarzt, regelmäßige Fußuntersuchungen und Blutdruckmessungen sinnvoll. Bei guter Einstellung kann das Intervall individuell angepasst werden.
Welche Beschwerden deuten früh auf Nerven- oder Augenschäden hin?
Typische erste Anzeichen für Nervenschäden (diabetische Neuropathie) sind Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den Füßen. Bei Augenschäden (diabetische Retinopathie) können verschwommenes Sehen, Schwierigkeiten beim Lesen oder dunkle Flecken im Sichtfeld auftreten. Solche Warnzeichen sollten immer ärztlich abgeklärt werden.