Hämorrhoiden: Ursachen und Risikofaktoren

- Die Hämorrhoiden sind ein Geflecht von Blutgefäßen rund um den After.
- Durch Druck, harten Stuhl oder eine Schwäche des Bindegewebes können sie sich krankhaft vergrößern und Schmerzen verursachen.
- Dabei gibt es vier Stadien, von leichter Vergrößerung bis zu Hämorrhoiden, die dauerhaft aus dem After hervortreten.
- Die wichtigsten Möglichkeiten zur Vorbeugung gegen Probleme mit den Hämorrhoiden sind eine ballaststoffreiche Ernährung, genug Flüssigkeitsaufnahme und regelmäßige Bewegung.
- Die Ursachen von Beschwerden mit den Hämorrhoiden im Überblick
- Was sind die Hämorrhoiden?
- Häufigste Auslöser von Hämorrhoidenschmerzen
- So entstehen die Probleme
- Medizinische und genetische Faktoren
- Der Einfluss von Alter und Geschlecht
- Der Einfluss des Lebensstils und der Ernährung
- Tipps zur Vorbeugung
- Verbreitete Mythen
- Wann Sie medizinische Hilfe suchen sollten
Die Ursachen von Beschwerden mit den Hämorrhoiden im Überblick
Kaum jemand spricht gern darüber, aber viele sind betroffen: Probleme mit den gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden: Sie betreffen 70 Prozent der Menschen in Deutschland und treten gehäuft zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auf.
Tatsächlich hat jeder Mensch Hämorrhoiden, denn dabei handelt es sich um ein ganz normales Gefäßpolster, das gemeinsam mit dem Schließmuskel für die Feinabdichtung des Afters sorgt. Beschwerden entstehen erst, wenn sich diese Gefäße krankhaft vergrößern oder entzünden.
Dann kann es zu Juckreiz, Brennen, Nässen oder Blutungen beim Stuhlgang kommen.
Der an der Clinique CIC Valais in der Schweiz tätig Chirurg Dr. Ionel Roman erklärte im Interview für eine Website des Medizintechnik-Unternehmens biolitec, warum so viele Menschen zögern, bei solchen Beschwerden zum Arzt zu gehen:
„Zuerst muss man bedenken, dass der durchschnittliche Zeitraum vom Beginn der Erkrankung bis zur ersten Vorstellung beim Arzt den statistischen Studien nach ca. 5 Jahre beträgt. Daran ist schon zu erkennen, dass es Zeit braucht, bis der Patient sich überwindet zum Arzt zu gehen. In den meisten Fällen ist eine Blutung im Stuhl der Auslöser für den Arztbesuch. Dabei ist dann die erste Angst des Patienten dann natürlich Dickdarmkrebs.
In Wirklichkeit sind 90 % der Fälle von analen Blutungen auf Hämorrhoiden und nur bei 10 % auf bösartige Erkrankungen zurückzuführen.“
Dieser Artikel beleuchtet, wie die Beschwerden entstehen, welche Auslöser es gibt und warum manche Menschen häufiger betroffen sind als andere. Wir zeigen auch, wie man vorbeugen kann, bevor es schmerzhaft wird.
Was sind die Hämorrhoiden?
Bei den Hämorrhoiden handelt es sich um ein schwammartiges Gefäßpolster im Bereich des Analkanals, das zusammen mit dem inneren Schließmuskel dafür sorgt, dass der After dicht bleibt.
Erst wenn sich dieses Gefäßpolster übermäßig vergrößert, verursacht es Beschwerden. Die Gefäße schwellen an, werden durchlässiger oder treten aus dem After hervor. Das ist es, was man in der Umgangssprache als „Hämorrhoiden“ bezeichnet.
Mediziner unterscheiden vier Stadien solcher Veränderungen:
Stadium | Beschreibung | Beschreibung |
---|---|---|
I | Die Hämorrhoiden sind vergrößert, aber von außen nicht sichtbar | Juckreiz, Brennen, Druckgefühl |
II | Die Hämorrhoiden treten beim Stuhlgang kurzzeitig aus dem After aus, ziehen sich aber von selbst wieder zurück. | Juckreiz, Brennen, hellrotes Blut auf dem Stuhl |
III | Die Gefäßpolster treten beim Stuhlgang dauerhaft hervor. Man muss sie mit der Hand zurückschieben. | Nässen, Juckreiz, Blutungen, Fremdkörpergefühl |
IV | Die Hämorrhoiden sind dauerhaft außen und lassen sich nicht mehr zurückschieben. | Starke Schmerzen, Entzündungen, Blutungen, Stuhlschmieren |
Häufigste Auslöser von Hämorrhoidenschmerzen
Wenn die Hämorrhoiden schmerzen, gibt es in den meisten Fällen konkrete Auslöser, die das feine Gleichgewicht im Enddarmbereich stören und die empfindlichen Gefäßpolster überbeanspruchen:
- Verstopfung und harter Stuhl gehören zu den Hauptverursachern. Wer nur selten zur Toilette gehen kann oder dabei stark pressen muss, erzeugt enormen Druck im Afterbereich.
- Langes Sitzen, egal ob im Büro oder beim ausgedehnten Zeitung lesen auf der Toilette, stört die Durchblutung im Becken und erhöht den Druck auf die Hämorrhoiden.
- Langes Stehen kann ebenfalls problematisch sein, vor allem wenn es mit wenig Bewegung einhergeht. Es erschwert den Rückfluss des Bluts aus dem unteren Körperbereich.
- Bewegungsmangel, denn Bewegung fördert die Verdauung und hält die Darmtätigkeit in Schwung. Fehlt sie, steigt das Risiko für Verstopfung.
- Schwangerschaft: Durch das zusätzliche Gewicht des Babys und die hormonellen Veränderungen kommt es häufig zu einer Verlangsamung der Verdauung und zu einem erhöhten Druck im Beckenraum.
- Übergewicht: Mehr Körpermasse bedeutet mehr Druck auf das Becken und den Enddarm.
- Ungesunde Ernährung: Mangel an Ballaststoffen, Fast Food und Alkohol führen zu Darmträgheit und hartem Stuhl.
- Schweres Heben: Auch körperlich harte Arbeit oder Krafttraining können den Druck im Bauchraum massiv erhöhen.
Gut zu wissen
Allgemein kann man sagen, dass alles, was Druck im Unterbauch oder Darmträgheit verursacht, die Wahrscheinlichkeit von Problemen mit den Hämorrhoiden erhöht.
So entstehen die Probleme
Normalerweise sorgt ein fein abgestimmtes System aus Blutgefäßen, Bindegewebe und Muskulatur im Analkanal dafür, dass die Hämorrhoiden gut durchblutet, elastisch und funktionstüchtig bleiben. Wenn jedoch regelmäßig zu viel Druck im Bauch- und Beckenraum entsteht, staut sich das Blut in diesen Gefäßen.
Dieser venöse Rückstau führt dazu, dass sich die feinen Blutgefäße im Hämorrhoidalgewebe weiten und überdehnen. Das Gewebe schwillt an, wird weniger elastisch und beginnt auszuleiern. Es tritt zunehmend aus dem After hervor und kann sich im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr zurückziehen.
Zudem wird das überdehnte Gewebe anfälliger für Entzündungen und Reizungen.
Medizinische und genetische Faktoren
Ein zentraler Punkt ist das Bindegewebe. Manche Menschen haben von Natur aus ein schwächeres und weniger elastische Bindegewebe, was erblich bedingt sein kann.
Auch bestimmte Erkrankungen und körperliche Zustände begünstigen Hämorrhoidenprobleme:
- Chronischer Husten (z. B. durch COPD oder Raucherhusten) erhöht den Druck im Bauchraum.
- Lebererkrankungen können im Bereich des Enddarms zu einem Rückstau in den Venen führen.
- Darmträgheit bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes kann Verstopfung fördern.
- Hormonelle Einflüsse, wie sie in der Schwangerschaft oder bei Schilddrüsenerkrankungen auftreten, beeinflussen die Gefäßwände und die Darmtätigkeit.
- Psychischer Stress kann zu Verstopfung oder einer unregelmäßigen Verdauung führen.
Der Einfluss von Alter und Geschlecht
Hämorrhoidenbeschwerden gehören zu den klassischen Alterserscheinungen.
Der Grund ist einfach: Das Bindegewebe verliert mit der Zeit an Elastizität, die Muskulatur im Beckenboden wird schwächer, und die Fähigkeit der Hämorrhoidalpolster, sich nach Belastung wieder zusammenzuziehen, lässt nach.
Auch hormonelle Veränderungen spielen eine Rolle, weil sie die Durchblutung und die Festigkeit des Gewebes beeinflussen.
Ein Sonderfall ist die Schwangerschaft: Dabei produziert der Körper mehr Progesteron, was das Bindegewebe lockert. Das wachsende Baby nimmt immer mehr Platz im Bauch ein und erhöht den Druck auf den Beckenboden.
Der Einfluss des Lebensstils und der Ernährung
Was wir essen und wie wir uns durch den Alltag bewegen, hat großen Einfluss auf unsere Verdauung.
Eine ballaststoffreiche Ernährung ist der wichtigste Schutz gegen Hämorrhoidenbeschwerden. Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst halten den Stuhl weich und geschmeidig.
Ohne ausreichend Flüssigkeit (ideal sind Wasser und ungesüßter Tee) wird der Stuhl hart. Zwei Liter am Tag gelten als gute Faustregel.
Gut zu wissen
Regelmäßige körperliche Aktivität hält auch den Darm fit. Wer viel sitzt, riskiert einen trägen Darm und gestauten Blutfluss im Beckenbereich.
Tipps zur Vorbeugung
Aus den beschriebenen Risikofaktoren ergeben sich folgende Tipps, die dabei helfen, die Wahrscheinlichkeit von Problemen mit den Hämorrhoiden zu reduzieren:
- Essen Sie genug Ballaststoffe, damit der Stuhl weich bleibt und die Verdauung in Schwung kommt.
- Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag.
- Machen Sie jeden Tag etwas Bewegung.
- Reduzieren Sie Übergewicht.
- Vermeiden Sie Stress.
Verbreitete Mythen
Rund um das Thema Hämorrhoiden ranken sich viele Halbwahrheiten. Es ist an der Zeit, einige davon unter die Lupe zu nehmen:
Mythos 1: Nur alte Menschen bekommen Hämorrhoiden.
Falsch! Zwar steigt das Risiko mit dem Alter, aber auch junge Erwachsene, ja sogar Teenager können betroffen sein.
Mythos 2: Man sollte erst zum Arzt gehen, wenn es richtig weh tut.
Im Gegenteil: Wenn Hämorrhoiden nach den ersten diagnostiziert werden, lassen sie sich viel einfacher behandeln.
Auch bei fortgeschrittenen Stadien haben sich die Möglichkeiten der Behandlung in den letzten Jahren verbessert, wie beispielsweise eine 2024 in der Fachzeitschrift Gastroenterology and Endoscopy erschienene Studie zeigt, die eine neuartige Behandlung mit einem Sklerosierungsschaum und Injektionen als Alternative zu chirurgischen Eingriffen vorstellt.
Mythos 3: Wer einmal Hämorrhoiden hat, wird sie nie wieder los.
Doch, das ist durchaus möglich! Mit einem gesunden Lebensstil, passender Behandlung und etwas Geduld können sich die Beschwerden in den frühen Stadien vollständig zurückbilden.
Wann Sie medizinische Hilfe suchen sollten
Wenn es aber immer wieder zu Warnzeichen wie Juckreiz, Blutspuren am Toilettenpapier oder Druck im After kommt, sollten Sie konsultieren. Je eher vergrößerte Hämorrhoiden diagnostiziert werden, desto einfacher wird die Behandlung.
Wenn Knoten in den Stadien III und IV dauerhaft aus dem After austreten, kann in den meisten Fällen nur ein chirurgischer Eingriff die Beschwerden beenden. Die Behandlung der Stadien I bis III lassen sich hingegen meist ambulant und ohne Narkose durchführen.