Erektile Dysfunktion (ED) und vorzeitiger Samenerguss (PE) zählen weltweit zu den häufigsten sexuellen Funktionsstörungen des Mannes. Sie werden fälschlicherweise oft miteinander verwechselt oder gar gleichgesetzt. Fakt ist jedoch, dass sich zunehmend mehr Männer medizinisch behandeln lassen. Das Bewusstsein für die sexuelle Gesundheit steigt.
Mediziner definieren eine sexuelle Funktionsstörung (sexuelle Dysfunktion) als Schwierigkeit beim Geschlechtsverkehr. Dies umfasst zahlreiche Erkrankungen.
Was ist vorzeitiger Samenerguss?
Vorzeitiger Samenerguss (PE) ist eine häufig auftretende sexuelle Funktionsstörung. Sie beschreibt die fehlende Kontrolle über den Samenerguss beim Geschlechtsverkehr. PE kann einen hohen Leidensdruck erzeugen, denn oftmals erfolgt die Ejakulation (Samenerguss) zu früh. Ein zufriedenstellender Geschlechtsakt ist nicht mehr möglich.
Der vorzeitige Samenerguss ist die am häufigsten auftretende sexuelle Funktionsstörung. Dennoch wird sie seltener medizinisch behandelt als eine erektile Dysfunktion. Oftmals wird PE als psychische Krankheit eingestuft und folglich anders therapiert. Nicht immer ist eine medikamentöse Behandlung notwendig, häufig allerdings naheliegend, um den Leidensdruck des Betroffenen schnell zu mindern.
Eine Ejakulationsstörung kann unterschiedliche Formen annehmen:
- Frühzeitige Ejakulation vor oder kurz nach dem Eindringen in die Scheide (vorzeitige Ejakulation)
- Ejakulation in die Harnblase (retrograde Ejakulation)
- Unfähigkeit zur Ejakulation (Anejakulation)
(Quell: Überblick über sexuelle Funktionsstörungen bei Männern)
Vorzeitige Ejakulation ist häufig auf Nervosität vor der sexuellen Performance zurückzuführen. In einigen Fällen wird eine vorzeitige oder gehemmte Ejakulation aber auch durch mangelnde Anziehungskraft für den Partner, traumatische Ereignisse in der Vergangenheit und psychologische Faktoren verursacht. Zu denen kann auch ein strenger religiöser Hintergrund, der die Person dazu veranlasst, Sex als sündig anzusehen, zählen. Die genauen Ursachen sind jedoch bis heute unklar.
Was ist eine erektile Dysfunktion?
Auf der anderen Seite gibt es die erektile Dysfunktion. Hier ist es dem Mann nicht möglich, einen ausreichend harten Penis zu erreichen oder diesen lang genug aufrechtzuerhalten. Meist wird ED diagnostiziert, wenn einem Mann mindestens sechs Monate lang keine Erektion möglich war, die einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ermöglicht. (Quell: Standhaft bleiben)
Anders als der vorzeitige Samenerguss wird ED häufig organisch verursacht. Ursachen einer erektilen Dysfunktion können beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Medikamente und Stoffwechselerkrankungen sein.
Der Zusammenhang zwischen chronischen Krankheiten und ED ist unter Diabetikern am auffälligsten. Männer mit Diabetes kämpfen zwei- bis dreimal häufiger mit Erektionsstörungen. Zudem kann sich die Krankheit 10 bis 15 Jahre früher manifestieren.
Derzeit geht man davon aus, dass in Deutschland rund 4,5 Millionen Männer an ED erkrankt sind.
Was haben ED und PE gemeinsam und wie unterscheiden sie sich?
Viele Männer befinden sich in einem wahren Teufelskreis, denn in einigen Fällen können sich die erektile Dysfunktion und der vorzeitige Samenerguss wechselseitig bedingen.
Viele unter ED leidende Männer versuchen, sich bewusst auf ihre Erektion zu konzentrieren. Auf diese Weise soll die sexuelle Erregung genauer gespürt und das Erschlaffen des Penis umgangen werden. Dadurch setzt sich der Mann jedoch oftmals bloß noch stärker unter Druck. Der psychische Leidensdruck begünstigt dann wiederum einen vorzeitigen Samenerguss.
Das daraus resultierende Dilemma führt schlussendlich immer wieder zu einem unbefriedigenden Sexualerlebnis: Entweder ejakuliert der Mann zu früh, oder die Erektion geht verloren. Versagensängste treten auf und Angst kann sowohl ED als auch PE verschlimmern.
Bei genauer Betrachtung lassen sich ED und PE jedoch an einigen signifikanten Erkennungsmerkmalen voneinander unterscheiden. Sie helfen, mehr Klarheit über die Funktionsweise Ihres Körpers zu gewinnen und sich dadurch die geeignete Hilfe zu suchen. Die nachfolgende Tabelle gibt einen strukturierten Überblick über die vier entscheidenden Merkmale:
- Eine Erektion bekommen
- Eine Erektion aufrecht erhalten
- Ejakulation
- Wer ist betroffen?
Vorzeitiger Samenerguss (PE) | Erektile Dysfunktion (ED) | |
---|---|---|
Eine Erektion bekommen | Keine Probleme. | Schwierigkeiten eine Erektion zu bekommen. |
Die Erektion aufrechterhalten | Der Penis bleibt bis zur Ejakulation aufrecht. | Die Erektion lässt vor dem Samenerguss nach. |
Ejakulation | Die Ejakulation erfolgt unkontrolliert, bevor der Mann das möchte. | Der Mann versucht vielleicht noch schnell vor dem Verlust der Erektion zu ejakulieren. |
Wer ist betroffen? | Ähnlich hohes Vorkommen bei Männern diverser Altersgruppen. | Ältere Männer sind häufiger betroffen. |
Behandlungsmöglichkeiten
Die gute Nachricht ist, dass sich sowohl ED als auch PE mittlerweile größtenteils erfolgreich therapieren lassen. Dabei stehen Männern und ihren Partnern eine große Bandbreite an medikamentösen und therapeutischen Behandlungsansätzen zur Verfügung.
In der Ruhe liegt die Kraft
Einer der besten Tipps zur Behandlung von ED und PE ist Entspannung. Indem Sie beispielsweise regelmäßig Sport treiben und gezielte Atemtechniken oder Achtsamkeitsübungen in Ihren Alltag implementieren. So lernen Sie, bewusst Anspannung ab- und aufzubauen. Dann können Sie sich beim Sex wieder auf die angenehmen Empfindungen konzentrieren, anstatt sich Sorgen um Ihre Erektion oder einen verfrühten Samenerguss zu machen.
Experimentieren Sie mit einem Erektionsring
Erektionsringe sind speziell für Männer mit ED ein hilfreiches Tool. Es handelt sich hierbei um einen elastischen Kunststoffzylinder oder Ring, der über den Penis gestülpt wird und dabei hilft, eine Erektion aufrechtzuerhalten und zu unterstützen.
Es lebe der Beckenboden
Gezielte Beckenbodenübungen sind nicht nur in der Frauen-, sondern zunehmend auch in der Männerwelt angekommen. Die gezielten Übungen bei vorzeitiger samenerguss können für eine verbesserte Ejakulationskontrolle sorgen.
Die Start- und Stopp Technik für PE
Eine nützliche Übung für PE besteht darin, die Erregung zu stoppen und zu starten, damit Sie Ihren eigenen Erregungsprozess kennenlernen und jenen Punkt identifizieren können, an dem Sie normalerweise ejakulieren würden.
Gespräche und Offenheit
Unabhängig davon, ob Sie an ED oder PE leiden, ist das offene Gespräch mit dem Partner immer von besonderer Wichtigkeit. Versuchen Sie, die anfängliche Verlegenheit zu überwinden, damit Sie gemeinsam lösungsorientiert an die Situation herantreten können. Schaffen Sie ganz bewusst Raum und Transparenz für den gemeinen Austausch. Viele Paare sind erstaunt, wie effektiv und befreiend ein Gespräch sein kann. Um die Anspannung etwas zu nehmen und das passende Forum zu finden, kann auch eine psychosexuelle Therapie oder eine Paartherapie gute Erfolge mit sich bringen.
Medikamentöse Behandlungen für ED
Medikamente wie die PDE-5- Hemmer Viagra oder Cialis sind bereits vielen Männern ein Begriff. Sie bieten eine schnelle und einfache Lösung, die sexuelle Funktionsstörung zu beheben. Innerhalb der letzten Jahre haben Pharmafirmen zunehmend mehr Potenzpillen auf den Markt gebracht, die sich auf die aktiven Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil stützen und die Auswahl deutlich erweitern. Diese Medikamente sind allerdings rezeptpflichtig und können folglich nur auf ärztliche Verschreibung eingenommen werden.
Medikamentöse Behandlung für PE
Vorzeitiger Samenerguss kann auch mittels bestimmter Medikamente behandelt werden. Da einige Antidepressiva bekanntermaßen eine verzögerte Ejakulation verursachen, versuchen Wissenschaftler sie als Mittel zur Behandlung vorzeitiger Ejakulation einzusetzen. Nach einem Gespräch mit dem Arzt und genauer Untersuchung kann Ihnen gegebenenfalls ein Antidepressivum verschrieben werden.
Auch die Verwendung eines Kondoms kann helfen, den Penis weniger sensibel zu machen und dadurch eine Erektion hinauszögern. Abgesehen davon gibt es diverse Betäubungscremen und -sprays, die ebenfalls die Empfindsamkeit des Glieds herabsetzen und bereits nach einer Einwirkzeit von 30 Minuten ihre Wirkung entfalten.
Ausblick
Sexuelle Funktionsstörungen sind keine Seltenheit. Noch werden Themen wie ED und PE in der Öffentlichkeit gemieden. Jedoch leiden zahlreiche Männer unter sexuellen Dysfunktionen und die Aufmerksamkeit steigt.
Dank des kontinuierlichen Forschungsfortschritts verstehen Ärzte zunehmend mehr über den Ursprung, die Diagnostik und Behandlung. Auch das wachsende Interesse an diversen Behandlungsmöglichkeiten für Erektionsstörungen aller Art wächst stetig an und bietet Männern unabhängig ihres Alters und ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte vielfältige Therapieansätze. Durch die steigende Lebenserwartung werden sexuelle Funktionsstörungen immer prävalenter, was sich auch auf deren Bekanntheit auswirkt und dafür sorgt, dass mehr Männer an gezielten Lösungs- und Behandlungsansätzen interessiert sind.
Generell gilt das Motto: “Vorsorge ist besser nach Nachsorge”. Durch gezielte Änderungen des Lebensstils, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und bewusste Entspannungsmethoden kann erektiler Dysfunktion und vorzeitigem Samenerguss oft vorgebeugt werden.