Truvada und die Nebenwirkungen

- Truvada ist ein Medikament gegen Retroviren.
- Es eignet sich sowohl zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen eine HIV-Infektion als auch zu ihrer Behandlung.
- Nebenwirkungen, die eine spezielle Betreuung erfordern, betreffen etwa 1,6 Prozent der Anwender.
- Sehr häufige Nebenwirkungen von Truvada sind Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Hautausschläge.
- Nebenwirkungen von Truvada im Überblick
- Anwendungsgebiete und Inhaltsstoffe
- Schwere Nebenwirkungen
- Infektionserscheinungen bei HIV in fortgeschrittenem Stadium
- Sehr häufige Nebenwirkungen von Truvada
- Welche Nebenwirkungen sind sonst noch möglich?
- Wechselwirkungen
- Fazit: ein verträgliches Medikament mit guter Alltagstauglichkeit
Nebenwirkungen von Truvada im Überblick
Truvada gehört zu der Gruppe der antiretroviralen Substanzen, die sich für die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) eignen. Der auf HIV spezialisierte Wiener Allgemeinmediziner Dr. Florian Breitenecker erläuterte in einem Interview für die Seite der Marienapotheke Wien, wie diese Anwendung dabei hilft, die Anzahl der HIV-Neuinfektionen zu senken:
„Das ist nach wie vor nur eine off-Label-Anwendung, aber es ist eine großartige Möglichkeit, dass es das gibt. Und es gibt ja auch Studien, die belegen, dass die anlassbezogene Einnahme genauso sicher ist wie die tägliche.“
Laut Zahlen des US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) kann eine Präexpositionsprophylaxe mit Truvada die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion um 99 Prozent senken.
Auch bei der Behandlung einer bestehenden HIV-Infektion gilt Truvada als Teil einer Kombinationstherapie als sehr effektiv.
Der Preis für diese Wirkung können allerdings Nebenwirkungen sein, die in sehr seltenen Fällen gefährlich werden können. In diesem Artikel finden Sie einen Überblick dazu. Ausführlichere Details bietet der aktuelle Beipackzettel des Herstellers.
Gut zu wissen
Bei der Entwicklung von Truvada durch das amerikanische Pharmaunternehmen Gilead Sciences in den frühen 2000er-Jahren wurde großer Wert auf eine gute Verträglichkeit gelegt. Das Medikament ist so konzipiert, dass es im Alltag einfach anzuwenden ist und Nebenwirkungen in der Regel nur leicht und vorübergehend auftreten.
Anwendungsgebiete und Inhaltsstoffe
Truvada enthält die Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil. Diese beiden Hauptinhaltsstoffe sind wirksam bei der Behandlung von HIV-Infektionen und bei der vorsorglichen HIV-Prophylaxe bei HIV-negativen Patienten.
Emtricitabin wirkt als Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer und Tenofovir als Nukleotid-Reverse-Transkriptase-Hemmer. Beide Stoffe werden als Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) bezeichnet und wirken störend auf die Entwicklung der Aktivität des Enzyms Reverse Transkriptase, das für die Vervielfältigung des HI-Virus entscheidend ist.
Truvada enthält auch Emtricitabion, Tenofovir und weitere Wirkstoffe. Bei einer Allergie oder einer Unverträglichkeit gegenüber diesen Stoffen darf man Truvada nicht zur Behandlung von HIV einnehmen. Das Gleiche gilt für die Verwendung von Truvada als vorbeugenden Schutz gegen die Ansteckung mit HIV.
Folgende Inhaltsstoffe sind in Truvada enthalten:
Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil, Cellulose, mikrokristallin, Croscarmellose, Natriumsalz, Hypromellose, Indigocarmin, Lactose 1-Wasser, Magnesium stearat, Stärke, vorverkleistert, Titandioxid, Triacetin.
Schwere Nebenwirkungen
Die gute Nachricht für alle Anwender von Truvada besteht darin, dass schwere Nebenwirkungen und Komplikationen durch die Einnahme dieses Medikaments sehr selten sind, wie eine 2022 in der Fachzeitschrift Sexually transmitted infections erschienene britische Studie mit Daten von fast 14.000 Probanden feststellte: Von diesen Nutzern mussten nur etwa 220 Personen (etwa 1,6 Prozent) wegen Nebenwirkungen oder Komplikationen speziell betreut werden.
Eine dieser möglichen schweren Nebenwirkungen ist eine Laktatazidose, ein Überschuss an Milchsäure im Blut, der lebensbedrohlich werden kann und vor allem übergewichtige Frauen und Menschen mit Lebererkrankungen betrifft.
Symptome dieser Erkrankung sind eine tiefe und schnelle Atmung, Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen.
In Verbindung mit einer schweren Hepatomegalie (stark vergrößerte Leber) oder einer Fettleberentzündung können Symptome wie starke Müdigkeit, Atemnot und Bauchschmerzen auftreten.
Achtung !
Anwender, die solche Symptome bei sich feststellen, sollten unverzüglich einen Arzt konsultieren.
Infektionserscheinungen bei HIV in fortgeschrittenem Stadium
Bei Personen mit HIV in fortgeschrittenem Stadium (AIDS) und einer Vorgeschichte mit opportunistischen Infektionen kann es nach dem Beginn der HIV-Behandlung mit Truvada Nebenwirkungen in Form von Infektionserscheinungen und Symptomen von vorangegangenen Infektionen kommen.
Diese Nebenwirkung ist die Folge einer Immunreaktion des Körpers, der beginnt, eine Infektion zu bekämpfen, die vorher schon ohne offensichtliche Symptome fortgeschritten war.
Nach Beginn der Behandlung mit Truvada können in sehr seltenen Fällen Autoimmunerkrankungen auftreten, bei denen das Immunsystem gesundes Gewebe angreift.
Anwender, die Symptome wie Muskelschwäche, Schwächen aus den Händen und Füßen hinein in Richtung Oberkörper, Zittern, Überaktivität oder stärkeres Herzklopfen bei sich feststellen, sollten unverzüglich einen Arzt konsultieren.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Truvada
Bei der Beschreibung der Häufigkeit einer Nebenwirkung eines Medikaments gilt die folgende Tabelle:
Sehr häufig | ≥ 1 von 10 Behandelten |
Häufig | ≥ 1 von 100 und < 1 von 10 Behandelten |
Gelegentlich | ≥ 1 von 1.000 und < 1 von 100 Behandelten |
Selten | ≥ 1 von 10.000 und < 1 von 1.000 Behandelten |
Sehr selten | < 1 von 10.000 Behandelten |
Mehr als eine von zehn Personen, die Truvada anwenden, wird statistisch gesehen mindestens eine der folgenden sehr häufigen Nebenwirkungen erleben:
Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Hautausschlag, Schwächegefühl.
Bei bis zu einer von zehn Personen treten die folgenden häufigen Nebenwirkungen auf:
Schlafstörungen, nicht normale Träume, Magenschmerzen, allgemeine Schmerzen, Verdauungsprobleme, allergische Reaktionen wie Schwellungen, Atembeschwerden, Benommenheitsgefühle, Ausschläge auf der Haut wie rote Flecken, Male, Hautschwellungen oder Blasenbildung, weitere allergische Reaktionen wie Juckreiz, Veränderungen der Hautfarbe.
Welche Nebenwirkungen sind sonst noch möglich?
Neben den oben genannten, häufigeren Nebenwirkungen, treten in seltenen Fällen noch andere Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Truvada in Erscheinung.
Dazu kann die Anfangs genannte Laktatazidose gehören, aber auch noch weitere Befunde, wie eine Fettleber, eine Gelbfärbung der Augen, Nierenversagen, das Ausscheiden von großen Mengen an Urin, Schäden an Zellen der Nierenkanälchen, ein Erweichen der Knochensubstanz (was zu Knochenbrüchen und Knochenschmerzen führen kann) und Rückenschmerzen durch Nierenprobleme.
Des Weiteren können einige Symptome mit Muskelabbau, Muskelschmerzen, Muskelschwäche und einer geringeren Konzentration von Kalium und Phosphat im Blut einhergehen.
Zu den Nebenwirkungen, deren Häufigkeit nicht bekannt ist, gehören Erkrankungen und Probleme der Knochen. Diese treten meist als Folge von Alkoholkonsum, Übergewicht oder eines stark geschwächten Immunsystems auf.
Die Knochenerkrankung Osteonekrose erkennen Sie an den Symptomen Bewegungsprobleme, steife Gelenke und Schmerzen in den Gelenken, vor allem in den Hüften, Knien und Schultern.
Auch wer diese Symptome erlebt, sollte unverzüglich einen Arzt konsultieren.
Gut zu wissen
Wenn Sie bei der Einnahme von Truvada neue oder ungewöhnliche Nebenwirkungen bemerken, sollten Sie diese melden. Jede Meldung hilft dabei, das Verständnis über mögliche Nebenwirkungen weiter zu verbessern.
In Deutschland können Patienten Nebenwirkungen direkt an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter www.nebenwirkungen.bund.de melden oder sie ihrem Arzt oder Apotheker mitteilen.
Wechselwirkungen
Bei der gemeinsamen Einnahme mit anderen Medikamenten kann Truvada Wechselwirkungen verursachen. Es ist deshalb wichtig, dass ein erfahrener Arzt eine Kombination von Truvada mit anderen Medikamenten verschreibt und überwacht.
Die individuellen Risikofaktoren kann nur ein erfahrener Arzt richtig abschätzen. Es ist notwendig, sich bei der Einnahme genau an die Anweisungen des behandelnden Arztes zu halten.
Achtung !
Setzen Sie Truvada niemals eigenmächtig ab oder ändern Sie die Dosierung ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt. Ein unregelmäßiger Einnahmeplan kann die Wirksamkeit beeinträchtigen und das Risiko für Resistenzentwicklungen erhöhen.
Fazit: ein verträgliches Medikament mit guter Alltagstauglichkeit
Truvada wird in der Behandlung von HIV sowie zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) eingesetzt und gilt als gut verträglich. Häufige Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall oder Müdigkeit treten vor allem in den ersten Wochen der Einnahme auf und klingen bei den meisten Patienten rasch wieder ab.
Bei langfristiger Anwendung können in seltenen Fällen Nierenschäden oder eine Verringerung der Knochendichte auftreten. Aus diesem Grund sind regelmäßige ärztliche Kontrollen der Nierenfunktion empfohlen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen.
Für viele Patienten lässt sich Truvada gut in den Alltag integrieren: Wer auf eine zuverlässige Einnahme achtet und ärztliche Kontrolltermine wahrnimmt, kann von der hohen Wirksamkeit des Medikaments profitieren, ohne mit schweren Nebenwirkungen rechnen zu müssen.
FAQ
Welche häufigen Nebenwirkungen treten bei Truvada auf?
Besonders in den ersten Wochen der Einnahme kommt es oft zu leichten Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall oder Müdigkeit.
Gibt es schwerwiegende Nebenwirkungen bei längerer Einnahme?
Sehr selten kann es zu Nierenschäden oder einer Verringerung der Knochendichte kommen. Deshalb sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfehlenswert.
Wann sollte ich bei Nebenwirkungen zum Arzt gehen?
Bei Nebenwirkungen wie anhaltender starker Übelkeit, ungewöhnlicher Müdigkeit, Muskelschmerzen, Atemnot oder Anzeichen von Nierenproblemen sollten Sie sofort einen Arzt konsultieren.
Gehen anfängliche Nebenwirkungen wieder weg?
Ja, in den meisten Fällen bessern sich die Beschwerden innerhalb einiger Wochen nach Beginn der Einnahme.