Tabletten - die Sucht beginnt früher als vermutet

Medikamentenabhängigkeit

Worauf sollte man achten, um zu wissen, ob man bereits abhängig ist?

Medikamentenabhängigkeit entwickelt sich langsam und geht langsam

In stressigen Zeiten kann ein Beruhigungsmittel manchmal die Lösung sein, um zur notwendigen Entspannung zu gelangen. Eine Schlaftablette sorgt dafür, dass der gesamte Körper herunter fährt, dass das Gehirn weniger aktiv ist und dass die kreisenden Gedanken nicht vom Schlaf abhalten und Schmerztabletten sind eine schnelle Lösung. Es gibt durchaus Zeiten, die eine Berechtigung mitbringen, dass man Tabletten einnimmt. Allerdings berücksichtigen viele Anwender einen Punkt in dem Beipackzettel der Medikamente nicht. Der sagt aus, dass die Mittel der kurzfristigen Anwendung dienen und nicht dauerhaft oder überdosiert eingenommen werden sollen. Das bringt es mit sich, dass viele Personen schneller in die Medikamentenabhängigkeit verfallen, als sie dies vermuten. 

Viele Medikamente haben - ohne dass Anwender das wissen - ein sehr hohes Suchtpotenzial

Nach Schätzungen betrifft es etwa vier bis fünf aller in Deutschland gängigen Medikamente, die ein hohes Suchtpotenzial aufweisen. Üblicherweise ist dies gerade Schlaf- oder Beruhigungsmittel. Deshalb ist es problematisch, wenn der Hausarzt aufgrund von Unruhe oder Schlaflosigkeit sorglos ein Medikament gegen das Problem verschreibt. Oftmals ist es zudem heute schon in Praxen nach Erkenntnissen von Forschern der Fall, dass Mittel gegen schwere Schmerzen - wie beispielsweise bei einem fortgeschrittenen Krebs - heute schon in der Praxis gegen Kopf- oder Rückenschmerzen verschrieben werden.

Medikamente werden oftmals über einen viel zu langen Zeitraum eingenommen

Neben der oftmals leichtfertigen Verordnung von Medikamenten kommt hinzu, dass viele riskante Mittel mit hohem Suchtpotenzial auch oftmals zu lange Zeit eingenommen werden. Das sind dann oftmals auch noch Mittel, die sogenannte Benzodiazepine beinhalten, wie sie auch Valium enthält. Statt die Medikamente dann über einen Zeitraum von maximal acht bis 14 Tagen einzunehmen, nimmt mancher Verbraucher die Tabletten über 130 und mehr Tage ein. Das haben Studien ergeben, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt wurden. Dieser Zeitraum ist schon bequem ausreichen, um eine Medikamentenabhängigkeit auszulösen. Von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen liegen die Schätzungen bei mindestens 1,5 Millionen Deutschen, die eine Medikamentenabhängigkeit aufweisen.

Wie finde ich heraus, ob ich schon süchtig bin?

Es ist schwierig, für sich selbst zu entscheiden, ob man die Grenze zur Medikamentensucht bereits überschritten hat. Die Universität Konstanz hat einen Schnelltest entwickelt, den jeder bequem für sich zu Hause umsetzen kann. Wer bei vier oder mehr Fragen ein "Ja" als Antwort geben muss, sollte genau auf seinen Umgang mit Schlaf- und Beruhigungsmedikamenten schauen.

  • Fühlen Sie sich mit Medikamenten besser?
  • Schlafen Sie ohne Medikamente generell schlecht?
  • Haben Sie immer Vorräte an Medikamenten - auch unterwegs?
  • Helfen manche Mittel inzwischen nicht mehr?
  • Vermutet Ihre Umgebung ein Problem mit Medikamenten bei Ihnen?
  • Nehmen Sie Medikamente für Ihre Leistungsfähigkeit?
  • Überrascht Sie die Menge der Medikamente, die Sie einnehmen, oftmals?
  • Überdosieren Sie die Medikamente auch manchmal entgegen der ärztlichen Empfehlung?
  • Können sie auf die Medikamente nicht mehr verzichten?
  • Verheimlichen Sie die Medikamenteneinnahme vor Ihrem Umfeld?

Wie können Sie sich entwöhnen?

Besteht die Befürchtung einer Medikamentenabhängigkeit, kann man einen anonymen Kontakt mit einer Suchtberatungsstelle aufnehmen oder den Hausarzt konsultieren. Eine Entwöhnung bedarf nicht immer eines Aufenthaltes in einer speziellen Klinik, denn manchmal reicht auch eine ambulante Behandlung oder der Besuch einer Tagesklinik. 

Egal, wie die Entwöhnung vor sich geht: Sie dauert oftmals wochen- wenn nicht gar monatelang, bis sie komplett vollzogen ist. Positiv ist, dass 60 Prozent der Betroffenen nach der Therapie absolut abstinent bleiben.