Die Stickoxidwerte auf unseren Straßen beeinflussen das Infarktrisiko

Wenn in der Luft viele Schadstoffe enthalten sind, leidet das Herz

Forscher in Jena haben genauere Untersuchungen angestellt, inwieweit sich die Stickoxidwerte und der Feinstaub auf unseren Straßen auf die Gesundheit genau auswirkt und welchen Einfluss die Werte auf die Herzgesundheit nehmen. Dabei wurde herausgefunden, dass ein schneller Anstieg der Stickoxid-Konzentration in der Luft sich negativ auf das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, auswirkt. Bisher war lediglich bekannt und belegt, dass eine hohe Konzentration der Gase eine Gefahr von Herzinfarkten begünstigt. Dass aber auch kurzzeitige Ansteige schon immense Auswirkungen haben können, wurde bisher nicht berücksichtigt.

Verdopplung des Herzinfarkt-Risikos

Innerhalb der Studie wurde belegt, dass sich das akute Risiko eines Herzinfarktes verdoppelt, wenn die Stickoxid-Konzentration sich an einem Tag um 20 Mikrogramm pro Kubikmeter erhöht - argumentiert der Mitautor der Studie der Universität Jena, Matthias Schwab. Das Team hat sich im Zusammenhang mit der Thematik einen relativ sauberen Studienort mit lediglich 100.000 Einwohner ausgewählt. Kein Zusammenhang konnte in der Studie zwischen dem schnellen Anstieg von Ozon- oder Feinstaubkonzentration und den Herzinfarkten innerhalb der untersuchten Region nachgewiesen werden.

Heizungsanlage und Dieselmotoren stellen ein Problem dar

Stickoxide entstammen weitestgehend Dieselmotoren sowie auch Heizungsanlagen. Diese bewirken eine Reizung der Atemwege und auch Herzprobleme. Deshalb ist europaweit ein Grenzwert von 200 Mikrogramm Stockstoffdioxid (NO2) je Kubikmeter Luft pro Stunde festgelegt worden. Dieser Wert darf zudem nicht mehr als 18-mal jährlich überschritten werden. Dazu gilt ein weiterer Grenzwert mit maximal 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als Jahresmittel.

Außer an nur wenigen Tagen seien die Werte der Messstation in Jena nicht überschritten worden. Dynamische Anstiege werden durch die Grenzwerte allerdings nicht erfasst.

Die Forscher der Uni analysierten die Daten von 693 Patienten eines Herzinfarktes, die in den Jahren 2003 bis 2010 in der Uniklinik Jena behandelt wurden. Alle Patienten entstammten dem Umkreis von rund zehn Kilometern um die Uniklinik. Dazu konnten die Forscher rekonstruieren, wann bei den Patienten die Beschwerden auftraten.

Die Daten wurden nachfolgend mit den Messungen für Stickoxide, Ozon sowie Feinstaub in der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie abgeglichen. Dabei achtete das Forscherteam verstärkt darauf, ob sich innerhalb der Schadstoff-Konzentration vor den ersten Infarkt-Symptomen über einen Verlauf von 24 Stunden gravierende Veränderungen ergeben hatten.

Schnelle Anstiege der Stickoxid-Konzentration treten auch in als sauber geltenden Städten wie Jena ungefähr an 30 Tagen im Jahr auf, betonte der Studienleiter Florian Rakers. Hierfür verantwortlich sind üblicherweise ungewöhnlich stark aufkommender Verkehr oder smogbegünstigende Wetterlagen.

Im European Journal of Preventive Caardiology veröffentlichten die Autoren nachfolgen, dass ungefähr jeder fünfte Todesfall in Europa auf einen Herzinfarkt zurückzuführen ist und dass zudem mehr Infarkte an kalten Tagen zu verzeichnen sind.

Der Zusammenhang von rasch steigenden Stickoxidwerten und Herzinfarkten gilt als belegt

Dass ein Zusammenhang zwischen den auftretenden Herzinfarkten und den rasch steigenden Stickoxidwerten gegeben ist, betrachten die Forscher als belegt. Allerdings sind die Auswirkungen, die sich aus Konzentrationsänderungen über den Tagesverlauf ergeben, noch fast überhaupt nicht untersucht, wie Anett Neumann vom Umweltbundesamt mitteilt.

Die Studie sei nützlich und hilfreich, aber es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wie die Einflüsse innerhalb der Auswertungen Berücksichtigung fanden. Der Zusammenhang zwischen kalte, Wetter und Herzinfarkten ist beispielsweise nicht weiter vertieft worden. Gerade bei kalten Wetter gibt es bestimmte Wetterlagen mit wenig Wind und damit höheren Stickoxid-Werten.

Die Belege für den Zusammenhang von 24-Stunden-Mittlwerten von Stickoxid und Krankenhauseinlieferung aufgrund von Herzinfarkt sind vorhanden. Die Studie unterstützt damit bereits vorhandenes Wissen und spezifiziert es.